In der aktuellen Expertendiskussion auf INTERGEO TV liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung maritimer Lösungen. Thomas Dehling und Jann Wendt, führende Experten auf diesem Gebiet, teilen ihre Erkenntnisse über die Zukunft der Maritimen Technologie und wie die Ozeane von diesen Fortschritten betroffen sind.

Im Rahmen der INTERGEO 2023 wird ein neuer thematischer Bereich eingeführt, der sich auf unbemannte Systeme in den Bereichen Luft, Wasser und Land konzentriert. Dieser INTERGEO Expert Talk vertieft sich in Maritime Lösungen und betont die Bedeutung unserer Ozeane und des Meeresschutzes.

Die Experten beleuchten die entscheidende Rolle, die unsere Ozeane spielen, nicht nur ökologisch, sondern auch in Bezug auf Handel und die Rolle der Meere für das Klima und menschliches Wohlbefinden. Beide Gäste bringen einzigartige Perspektiven ein und betonen die Bedeutung von Innovation, Forschung und Schutz im maritimen Sektor.

Das Verstehen und Bewahren unserer Ozeane sind drängende Anliegen, und Hydrographen spielen bei dieser Mission eine entscheidende Rolle. Mit technologischen Neuerungen wie dem S-100 und leidenschaftlichen Personen, die sich der Sache widmen, besteht Hoffnung auf nachhaltige Navigation und Meeresschutz.

THOMAS DEHLING

  • Aktuelle Position: Leiter der Abteilung Nautische Hydrographie beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock, Deutschland.
  • Frühere Positionen: Überwachte von 1998 bis 1999 die Abteilung für Vermessung und Hydrographie sowie die Abteilung für Vermessung und Wracksuche.
  • Erfolge: Vorsitzender der Deutschen Hydrographischen Gesellschaft und vertritt Deutschland bei der Internationalen Hydrographischen Organisation in Monaco.
  • Bildung: Studierte Vermessung an der Universität der Bundeswehr in München.
  • Ursprung der Leidenschaft: Ist seit jungen Jahren von Geowissenschaften fasziniert, experimentierte mit Sextanten und astronomischer Navigation. Er schätzt auch die internationale Zusammenarbeit auf See.
  • Berufliche Mission: Er betont die Bedeutung der Meere für die Menschheit und weist darauf hin, dass über 90% des Welthandels über die Meere abgewickelt werden. Seine Mission dreht sich um die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Meere.

JANN WENDT

  • Aktuelle Position: Gründer und Geschäftsführer von north.io in Kiel, Deutschland, und Initiator von Marispace-X.
  • Leidenschaft: Innovation durch Cloud-Technologien, Geodaten und maritime Lösungen.
  • Bildung: Hat einen Master in Umweltgeographie und -management von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
  • Ursprung der Leidenschaft: Geboren und aufgewachsen in Schleswig-Holstein und von Ozeanen umgeben, war er immer fasziniert von den Geheimnissen des Meeres, insbesondere vom Thema Munition im Ozean.
  • Berufliche Mission: Konzentriert sich auf Geodaten und tut dies seit über 15 Jahren, arbeitet am Potenzial der Anwendungsentwicklung mit Cloud-Technologien und schafft eine "Blaue Datenwirtschaft".

HYDROGRAPHIE UND MEERESSCHUTZ:

Wenn wir über den Ozean nachdenken, stellen wir uns oft seine Weite und sein Mysterium vor. Aber nur wenige erkennen die Bedeutung der Hydrographen für das Verständnis unserer Ozeane und deren Nachhaltigkeit. Das INTERGEO TV Interview "Maritime Solutions" gibt Einblicke in die Welt der Hydrographie und des Meeresschutzes.

Was ist Hydrographie?

Im Kern befasst sich die Hydrographie mit dem Verständnis der Struktur und Tiefe des Meeresbodens und der darüberliegenden Wassersäule. Einige Hydrographen erstellen nautische Karten, die für Seeleute unerlässlich sind, während andere sich auf Küstenschutz, Offshore-Industrien und mehr konzentrieren. In Deutschland gibt es in diesem Bereich etwa eintausend bis zweitausend Fachleute. Das Einzigartige an diesem Beruf ist sein internationaler Charakter; Meere sind nicht durch nationale Grenzen begrenzt, was Hydrographen die Möglichkeit bietet, weltweit zu arbeiten.

Die Geheimnisse des Ozeans entschlüsseln

Thomas Dehling beschreibt Hydrographie als den "Schlüssel zum Meer". Ohne sie wären zahlreiche maritime Aktivitäten wie Segeln, Fischen und der Bau von Offshore-Infrastrukturen unmöglich. Er erwähnt, dass Hydrographie vielleicht kein bekannter Beruf ist, aber das Kernstück aller Aktivitäten auf See bildet. Jann Wendt sieht Hydrographen als Schlüssel zur Entschlüsselung der Geheimnisse des Ozeans. Er stellt geodätische Daten, die hauptsächlich optisch sind, der akustischen Welt des Ozeans gegenüber. Hydrographen liefern Daten, die in wertvolle Informationen umgewandelt werden. Trotz unserer technologisch fortgeschrittenen Ära bleiben große Teile unserer Ozeane unerforscht, was eine einzigartige Herausforderung für Hydrographen darstellt.

Meeresschutz: Aktuelle Herausforderungen

Der Meeresschutz steht vor erheblichen Herausforderungen, von Plastikmüll und Erwärmung der Ozeane bis hin zu potenziellen Bedrohungen wie Tiefseeminen. Jann betonte die bevorstehende "Industrialisierung" unserer Ozeane, da wir uns immer stärker auf sie für erneuerbare Energielösungen stützen. Mit massiven Investitionen in Offshore-Windparks war das Verständnis unserer Ozeane noch nie so wichtig. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, benötigen wir genaue und umfassende Daten. Thomas, ein weiterer Hydrograph, betonte, dass wir trotz der Tatsache, dass sie 70% der Erde bedecken, nicht genügend Informationen über unsere Ozeane haben. Hydrographen stehen an vorderster Front und nutzen fortschrittliche Plattformen wie autonome Servicefahrzeuge, unbemannte Unterwasserfahrzeuge und satellitengestützte Bathymetrie zur Datenerfassung.


MARITIME LÖSUNGEN


Technologische Fortschritte: Der neue S-100-Standard: Ein Game-Changer

Ein bedeutender Fortschritt am Horizont ist die Einführung des S-100-Standards, der verspricht, die nautische Navigation zu revolutionieren. Dieses System bietet ein maßgeschneidertes Erlebnis, indem es verschiedene Datentypen kombiniert, um individualisierte Informationen bereitzustellen. Zum Beispiel können Schiffe durch das Verständnis der genauen Tiefe, Strömungen und Wasserstände effizienter navigieren, Emissionen reduzieren und Kraftstoff sparen. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation hat den S-100 übernommen, wobei eine vollständige Implementierung bis Ende des Jahrzehnts geplant ist.

Blue data economy

Jann Wendt und sein Team arbeiten an einer neuen Software-as-a-Service-Lösung für den maritimen Sektor, die sich insbesondere auf Unterwasserdaten konzentriert. Die Software adressiert die Komplexität des Umgangs mit Big Data aus dem maritimen Bereich, angesichts der verschiedenen Formate und Datentypen wie optisch, Video und akustisch. Die Plattform ist besonders nützlich für den Bereich der Offshore-Windenergie und unterstützt große Energieunternehmen bei der Konsolidierung, Analyse und Verteilung ihrer Daten. Janns Vision umfasst auch eine Datenplattform, in der Vermessungsunternehmen ihre Daten handeln können. Dies würde den Wert teurer maritimer Daten steigern, indem sie für verschiedene Zwecke wiederverwendet werden können. Er betonte die Bedeutung, Unterwasserdaten sowohl für kommerzielle als auch für wissenschaftliche Anwendungen zugänglich und nutzbar zu machen.

Zukunft der Schifffahrt
Thomas Dehling erwartet eine bedeutende Evolution im Schiffsverkehr, weg von einem zweidimensionalen Ansatz hin zu mehrdimensionalen Systemen. Er prognostiziert eine Zukunft, in der die Mehrheit der Bojen und Navigationshilfen nur virtuell existieren wird, und setzt Technologie ein, um die Navigationssicherheit zu verbessern. Die Kombination von autonomen Schiffen mit bemannten stellt eine komplexe Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt. Er betonte auch die Bedeutung verschiedener Datenerfassungsmethoden, wie z. B. den Einsatz von Satelliten, Drohnen und unbemannten Unterwasserfahrzeugen.

AUSBLICK


Die Experten betonten die zunehmende Nutzung der Ozeane und unterstrichen die Bedeutung, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz zu finden.

Autonome Systeme gelten als entscheidender Treiber für Kostensenkung und Innovation bei Ozeanuntersuchungen.

Beide Experten begrüßen die Einführung des Themas maritime Lösungen auf der INTERGEO und sind der Meinung, dass es unerlässlich ist, die Lücke zwischen den ozeanischen und geospatialen Welten zu schließen.

Beide Experten freuen sich sehr auf die Veranstaltung und hoffen, dass sie eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit und zum Wissensaustausch zwischen den seegestützten und landgestützten Sektoren bieten wird.